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Christen heute, Juli 2021

Buchbesprechung

Wissenschaft und Glaube

Andreas Neyer: Wissenschaft und Glaube. Quantenphysik und Nahtod-Erfahrungen.
Crotona-Verlag Amerang, April 2021. 220 Seiten, 19,95 €, E-Book-Ausgabe 14,99 €

Wissenschaft und Glaube lassen sich nicht so fein säuberlich auseinanderhalten, wie sich das manche wünschen mögen: Zum einen haben die Erkenntnisse der Wissenschaft sehr wohl unsere Glaubensvorstellungen verändert. Zum anderen sind auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht davor gefeit, weltanschaulichen Vorurteilen zu erliegen, die ihren Horizont begrenzen und dadurch Erkenntnisfortschritt verhindern.

Das müssen nicht nur religiöse, es können auch materialistische Vorurteile sein. So kann ein mechanistisches Weltbild dazu führen, dass Fragen als naturwissenschaftlich entschieden betrachtet werden, die tatsächlich offen sind. Fragen wie die nach einem göttlichen Urgrund allen Seins, nach einem tieferen Sinn unseres Lebens und nach einer Seele, die den Tod überdauert.

Wer solchen Fragen nachgeht, ohne die dogmatischen Antworten aus der religiösen Tradition ungeprüft akzeptieren zu können, stößt früher oder später auf zwei sehr unterschiedliche Bereiche: Nahtod-Erfahrungen und Quantenphysik.

Was haben Nahtod-Erfahrungen und Quantenphysik gemeinsam?
Menschen mit Nahtod- oder mit vergleichbaren mystischen Erfahrungen sind überzeugt, ein tieferes Verständnis vom Sinn unseres Lebens gewonnen und einen Blick in das Leben nach dem Tod geworfen zu haben. Manche berichten von Wahrnehmungen, die nicht oder nur sehr schwer mit dem heutigen naturwissenschaftlichen Weltbild vereinbar sind.

Quantenphysik – die Physik des Allerkleinsten also – beschreibt Phänomene, die zuvor undenkbar schienen: Wirkzusammenhänge jenseits von Raum und Zeit (Verschränkung); Teilchen, die sich offensichtlich an zwei Orten gleichzeitig befinden (Doppelspalt-Experiment); Phänomene, für die das Gesetz von Ursache und Wirkung nicht gilt (Welle-Teilchen-Dualismus).

Nahtod-Erfahrungen und Quantenmechanik sind also beide ziemlich rätselhaft. Aber war es das nicht auch schon mit den Gemeinsamkeiten? Wie kann man beides in demselben Buch behandeln? Läuft das nicht darauf hinaus, quantenmechanische Erkenntnisse unzulässig zu popularisieren und für weltanschauliche Zwecke zu instrumentalisieren?

Im Fall von Andreas Neyer ist diese Sorge unbegründet. Ihm, einem seriösen Physiker, liegt es fern, esoterische Ideen mit Versatzstücken aus der Quantenmechanik aufzuhübschen oder so zu tun, als ob sich religiöse Jenseitsvorstellungen quantenmechanisch beweisen ließen.

Nicht um Beweise geht es Neyer, sondern um Analogien: Mit der Quantenmechanik ist denkbar geworden, was vorher undenkbar war. Das möchte Neyer für die spirituelle Suche fruchtbar machen.

Wer Neyer liest, entdeckt für den Glauben an Gott, an einen tieferen Sinn des Lebens und an ein Jenseits etwas, das viele in diesen Dingen längst aufgegeben haben: vernünftige Gründe und konkrete Anhaltspunkte. Aus meiner Sicht ist dieses Buch eine wahre Entdeckung für nachdenkliche Menschen, die es ernst meinen mit ihrer Suche nach Sinn.